Tag 8 Countdown Reality Check bAV-Zuschuss 2021

Was wünschen sich die Mitarbeiter?

Das ist eine von zwei starken Fragen, die sich Arbeitgeber stellen, wenn es um die Auswahl der Benefits geht. Denn eines ist klar: Man möchte, dass wirkt was man schenkt. Dieser Wunsch ist verständlich, der Erfolg der Benefits ist sogar wirtschaftlich notwendig. Damit es nicht zugeht wie unterm Weihnachtsbaum, sind ausgeprägte soziale und wirtschaftliche Kompetenzen gefragt.

Arbeitgeber, Entscheider, Chefs, Personaler kennen ihre Mitarbeiter mehr oder weniger gut und sind sich (trotzdem) sicher, die Treffsicherheit der Motivationsmaßnahmen beurteilen zu können. In Bezug zur (betrieblichen Altersvorsorge) sehe ich ein heterogenes Bild: Die eine Gruppe von Entscheidern sieht die Attraktivität von bAV am unteren Rand der Beliebtheitsskala, die andere Gruppe sieht sie dagegen ziemlich weit oben.

Diese 4 Punkte entscheiden darüber, ob die bAV Top oder Flop auf der Benefit-Attraktivitätsskala des Chefs ist:

1. Seine eigene, private, persönliche Meinung zur bAV. Hat er selbst eine betriebliche Versorgungszusage, wird er die bAV für attraktiver halten als ein Chef der keine Zusage hat.

2. Sein persönlicher Überblick, seine Realitätsnähe zur gesetzlichen Versorgungssituation und der Durchmesser seiner sozialen Ader. (Fachjargon: Fürsorgepflicht des Arbeitgebers)

3. Seine persönliche finanzielle Aufstellung: ist er „reich“ geht er davon aus, dass andere auch kein finanzielles Problem haben. Ist es selbst ein Thema für ihn, geht er davon aus, dass es auch für andere ein Thema ist.

4. Die gefühlte, aktive bAV-Nachfrage aus der Belegschaft und bei Neueinstellungen.

Zu Punkt 4 muss ergänzt werden: Mitarbeiter, die bereits eine bAV mit in das neue Beschäftigungsverhältnis bringen, fragen eher nach bAV, als Mitarbeiter, die noch keine bAV nutzen. Beim Chef suggeriert, die Nichtnachfrage im zweiten Fall ein Nichtinteresse an bAV.

Und genau das ist mit Sicherheit so nicht richtig. Weshalb ich daran große Zweifel habe und “ich frage nicht nach bAV” nicht gleichsetze mit “ich habe kein Interesse an bAV”, möchte ich Ihnen an folgender Situation aufzeigen.

Können Sie sich vorstellen (in der Rolle eines Bewerbers), einem neuen Arbeitgeber (bei dem Sie wahrscheinlich erstmal einen guten Eindruck machen wollen), folgende Frage zu stellen:

“Hallo Chef, ich habe da noch ein Problem mit meiner Altersvorsorge. Und ich habe gehört, es gibt da etwas - ich kann es nicht erklären, aber es soll unter bestimmten Umständen - die ich aber auch nicht kenne - gut sein. Das möchte ich von Ihnen haben.”

Sehen Sie! Natürlich würde das kein Mensch machen, der halbwegs bei Trost ist!

Er kennt sich nicht aus, müsste sich also eine Blöße geben und stellt eine Forderung. Geht‘s noch? Unvorstellbar, oder?

Aber bei unserem Gesprächspartner, dem Chef, suggeriert die Tatsache, dass der Neue nicht aktiv nach bAV fragt, er habe kein Interesse.

Das wollen Mitarbeiter: Betriebliche Altersvorsorge

Aber ob sie damit die Entgeltumwandlung plus 15 % Pflichtzuschusses meinen?

Eine Studie der Continentale Versicherung aus 2020 belegt, dass 80% der Befragten das Angebot einer betrieblichen Altersvorsorge durch den Arbeitgeber als sehr wichtig/wichtig bewerten.

Stepstone hat in einer Umfrage ganz Ähnliches herausgefunden: 78 % sehen in der bAV die attraktivste Arbeitgeberleistung!

In beiden Studien ist das vielgepriesene Smartphone übrigens weit abgeschlagen: 43 % laut Contistudie und schlappe 26 % der Stepstone-Umfrage.

Weshalb das so ist kann ich nur vermuten: Ist den Befragten die Wichtigkeit und Dringlichkeit der Altersvorsorge durchaus klar und damit auch das (ggf. noch vage) Gefühl, diese Aufgabe nicht alleine bewältigen zu können? Ganz im Gegenteil zum Smartphone, dass sie sich an jeder Ecke für ein paar Euros monatlich bestellen können?

Die Jugendstudie 2019 der Metallrente kommt unter #7 zu folgendem Ergebnis:

Die junge Generation ist mehrheitlich für eine automatische Sparregel. Die Zustimmung für eine Sparautomatik ist in den letzten Jahren weiter gestiegen. Lag sie 2016 noch bei 65 Prozent, sind aktuell 69 Prozent dafür. Die Akzeptanz erhöht sich auf 88 Prozent, wenn eine Möglichkeit existiert, den Automatismus abwählen zu können. 2016 lag dieser Wert noch bei 83 Prozent. Zahlt ein Arbeitgeber darüber hinaus noch einen Zuschuss, sind 92 Prozent mit einer solchen Regelung einverstanden. 2016 waren es 89 Prozent.

Aus vielen Beratungsgesprächen kann ich persönlich beisteuern, dass der Wille, Altersvermögen zu bilden über die Jahre immer jünger geworden ist. Wir beraten heute junge Menschen, die mehrheitlich von ihren Eltern gelernt haben: Du musst früh anfangen, für später zu sparen.

Entscheider sprechen genau diese Vorsorgewilligkeit ihren jungen Mitarbeitern häufig ab. DAS ist ein Problem!

Oft heißt es für den bAV-Berater also, zuerst den Chef zu überzeugen.

Wenn der Chef wirklich weiß worum es geht, ist es möglich, ein überzeugendes Versorgungskonzept mit ihm für seine MitarbeiterInnen zu entwickeln.

Antwort: Mitarbeiter wünschen sich betriebliche Altersvorsorge!

In den nächsten Blogbeiträgen wird es um gute Argumente gehen, die es den Entscheidern leichter macht, einen Zugang zur bAV zu finden und ihren wirklichen Wert zu sehen.







Cordula Vis-Paulus