Tag 7 Countdown Reality Check bAV-Zuschuss 2021
Wem nutzt ein glücklicher Rentner?
Weshalb Unternehmen für ihre Mitarbeiter in die betriebliche Altersvorsorge investieren, obwohl ihnen ein glücklicher Rentner nichts nutzt.
Auf den ersten Blick scheint die Investition in die 3. Lebenshälfte der Mitarbeiter sinnlos. Denn ein glücklicher Rentner ist gar nicht mehr da, um die Wohltaten des Betriebs zu preisen. Er ist weder produktiv, noch stärkt er das Team. Wirtschaftlicher Erfolg einer betrieblichen Altersvorsorge? Fehlanzeige?
Werfen wir also einen zweiten Blick, auf eine ganz oder teilweise vom Arbeitgeber finanzierte bAV.
Vorweg gesagt: Bei der Konzeption der Arbeitgeberbeteiligung ist die volle Beratersensibilität gefragt. Denn das bestehende Wertesystem eines Betriebes und die Ausstrahlung seiner Zukunftsstrategie müssen mit dem Arbeitgeberengagement zur bAV absolut kongruent sein - sonst sind sie unglaubwürdig und konterkarieren das Projekt.
An zwei Beispielen möchte ich Ihnen die Wechselwirkung zwischen der gefühlten Wahrnehmung der Belegschaft zur Menschlichkeit des Arbeitgebers und einem passenden und einem unpassenden bAV-Beitrag deutlich machen.
Im ersten Fall haben wir einen freundlichen, zugewandten Arbeitgeber, der die Namen seiner Mitarbeiter kennt, um die familiäre Situation Bescheid weiß, der Lösungen sucht wenn Herausforderungen zu bewältigen sind. Dieser Chef lebt Werte und erwartet von seinen Mitarbeitern nicht mehr als von sich selbst. Diesen Chef werden wir als bAV-Berater meist so erleben, dass er sich Gedanken über die finanzielle Ausstattung seiner Mitarbeiter macht und offen ist für ein faires Beitragsmatching.
Es würde mich sehr wundern, wenn dieser Chef es bei 15 % Pflichtzuschuss belässt oder sich nur mit der Weitergabe der SV-Ersparnis an der Zukunftsfinanzierung seiner Mitarbeiter beteiligt.
Für diesen Chef ist die betriebliche Altersvorsorge eine ausgesprochen gute Möglichkeit, seine Werte vorbildlich zu leben, Wertschätzung auszudrücken, zu zeigen, dass ihm eine langfristige gute Beziehung zu seinen Mitarbeitern wichtig ist. Und dass er bereit ist, ohne offensichtlichen Nutzen, in diese Zukunft zu investieren.
Weil das Engagement in die Versorgung seiner Mitarbeiter keine Gegenleistung ermöglicht, wird der Mitarbeiter sie als eine ehrliche, aufrichtige Form der Wertschätzung wahrnehmen.
DAS ist der wahre, aufrichtige Teil der betrieblichen Altersvorsorge. Das Geben ohne zu nehmen. Ein Geschenk ohne Hintergedanken, ohne Gegenleistung, ohne Erwartung. Die Höhe und die Art des Engagements wird sich - und nur dann ist sie wirklich gut gemacht - nahtlos in die bereits vorhandene (Benefit-)und Wertewelt des Unternehmens eingliedern. Dann ist es glaubhaft.
Und glauben Sie mir, Mitarbeiter besitzen einen hochsensiblen Seismograph, der ihnen tief in ihrem Inneren sofort signalisiert: dieser Zuschuss passt oder dieser Zuschuss ist unglaubwürdig.
Im zweiten Fall haben wir einen modernen Sklaventreiber. Er zahlt mürrisch Mindestlohn, interessiert sich nicht für die Mitarbeiter und setzt sich möglicherweise auch über Schutzvorschriften hinweg. Ich garantiere Ihnen, dass Sie keinen einzigen Vertrag loswerden! Ich würde mit diesem Unternehmen gar keine Geschäfte machen. Aber das steht ja hier nicht zur Diskussion. Also, stellen Sie sich vor, in einer Anwandlung von irgendwas würde dieser Arbeitgeber die bAV komplett finanzieren wollen. Selbst die rein firmenfinanzierte bAV würde Ihnen kaum einer abkaufen. Weil es nicht passt! Allerdings wird auch kaum ein 15% bAV-Angebot angenommen werden - weil wahrscheinlich keiner der Mitarbeiter seine mittelfristige berufliche Zukunft bei einem solchen Arbeitgeber sucht. Und bAV wird nur in Anspruch genommen, wenn auch der Mitarbeiter seine mindestens mittelfristige Zukunft dort sieht.
Die Bereitwilligkeit des Arbeitgebers zu einem Investment, das ihm keinen unmittelbaren, sichtbaren oder materiellen Nutzen einbringt, macht ihn glaubhaft und kann als Zeichen von Wertschätzung angenommen werden - wenn es Ausdruck des Wertesystem des Unternehmens ist.
Soweit eine weitere Facette, was betriebliche Altersvorsorge kann.