Wie der "beste Onkel der Welt" um eine Viertelmillion Euros geprellt wurde

"Die beste Ehefrauen von allen" hatte zweifelsfrei Ephraim Kishon. Haben Sie auch seine anrührend komischen Geschichten gelesen? Sein Trick war, den Leser im Unklaren zu lassen, wer denn das Mitleid mehr verdient hat: Die beste Ehefrau von allen oder der wortwitzige Gatte.

Der “beste Onkel der Welt”

Heute möchte ich Ihnen "den besten Onkel der Welt" vorstellen, der mir vor ein paar Jahren anvertraut hat, er hätte 800 € zu wenig Rente. Mein "bester Onkel der Welt" war Ingenieur, hatte gut verdient, war ausnahmslos für namhafte deutsche Unternehmen tätig, war nie arbeitslos, hatte selbst niemals Elternzeit oder eine längere Krankheitsphase zu durchleiden. Er konnte also auf ein ununterbrochenes Erwerbsleben zurückblicken - hätte er nicht studiert, ER hätte das Zeug zum Eckrentner gehabt!

Auf Nachfrage, wo denn die fehlenden 800€ geblieben seien, berichtete er von Arbeitsplatzwechseln, von aufgekauften Arbeitgebern, von Probezeiten, die ihn in Summe um rund eine Viertelmillion €uros gebracht hätten. Genauer: firmenfinanzierte Rentenzusagen, die durch Nichterreichung der Unverfallbarkeit verfielen, durch Firmenverschmelzung nicht übertragene Zusagen, durch Wartezeiten, durch Vorenthalten der Entgeltumwandlung während der Probezeiten und durch Vorenthalten guter Information zur Altersvorsorge.

Das alles summierte sich auf rund eine Viertelmillion Euros, was rund 800 € monatlicher Rente entsprach.

Der “beste Onkle der Welt” hatte niemals Pech in seinem Leben! Er brachte alle Voraussetzungen mit, um ein glückliches und finanziell gut ausgestattetes Leben zu führen. Und doch addieren sich rückblickend Umstände, die er nicht zu verantworten hatte, die nicht in seiner Hand lagen, die nicht vorhersehbar waren und die auch nicht zu ändern gewesen wären zu seinem Nachteil. Es lag an keinem Börsencrash, es lag nicht an einer Niedrigzinsphase, es lag an keiner Firmenpleite, es war das ganz normale, gute Leben.

Die “beste Cousine von allen”

Ich überlege, was mir “die beste Cousine von allen” in ein paar Jahren erzählen wird. Vielleicht würde es sich so anhören:

Ich habe mich schon zeitig um Altersvorsorge gekümmert. Mit 27 habe ich angefangen und jeden Monat über 200€ in die Direktversicherung über unsere Firma eingezahlt. Dafür hat mich netto nur die Hälfte gekostet und mir dadurch viel Spielraum und Flexibilität gebracht.

Als ich durch die Coronakrise in Kurzarbeit ging war ich 35 und habe die betriebliche Altersversorgung ausgesetzt. Mir war es einfach zu viel und ich hatte auch keinen Kopf dafür. Es war super Wetter in dieser Zeit und wir waren viel draußen, sind Rad gefahren und habe die Zeit eigentlich auch genossen. Die Nähe und Zweisamkeit haben uns gut getan. Fast war es wie Urlaub: das Geld kam, wenn auch etwas weniger - nur das Masketragen beim Shoppen war eigenartig. Heute weiß ich, dass ich durch die 10 Monate fast 16.000€ “verloren” habe. So viel wäre nämlich mit 6% Gewinn pro Jahr aus den 276€ geworden, die ich 10 Monate lang nicht gespart habe. Aber das war erst der Anfang. Kurz später kam unser Leon auf die Welt und ich bin ein Jahr in Elternzeit gegangen. “Natürlich” habe ich diese zwölf Monate nichts für meine Altersversorgung getan. Mit meinem Mann war das kein Thema und als junge Mama hatte ich ganz andere Pupse im Kopf als an die Rente zu denken. Rückblickend muss ich sagen, das war mehr als leichtsinnig, denn so habe ich die nächsten 18.000€ “verloren”. Zwei Jahre später kam unsere Marie auf die Welt. Ich mache es kurz: wieder daheim, wieder keine Altersvorsorge. Rückblickend nochmal 14.000€ “verloren”.

Die “beste Cousine von allen” hat so schon fast 50.000 € für ihre Altersvorsorge “verloren” und steuert zwar aus anderen Gründen, auf die gleiche Misere zu wie der “beste Onkle der Welt”.

Das Aussetzen von Altersvorsorge wegen Kurzarbeit ruiniert gerade Millionen Menschen die 2. Halbzeit.

Spätestens mit der Aufstockung des KUG auf 70/77% und in drei Monaten auf 80/87% sollte die betriebliche Altersvorsorge wieder genutzt werden.

(Nicht nur, aber auch, um sich den Arbeitgeberzuschuss und die Steuer- und SV-Ersparnisse einzusacken.)

Die Aufstockung des KUG bietet dafür die finanzielle Basis.

Trotz Kurzarbeit kann in die Altersvorsorge eingezahlt werden.

Weshalb ist es so unglaublich wichtig,

für später zu sparen bzw. zu investieren?

Weil Beitragsaussetzer und Pausen, über die Zeit verheerende Auswirkung haben:

Auf die persönliche Spar/Anlegerpsyche,

auf den “Wertzuwachseffekt auf Wertsteigerungen” (früher Zinseszins),

auf die Persönlichkeitsentwicklung,

auf die Eigenständigkeit,

auf das Selbstbewusstsein,

auf die Unabhängigkeit,

auf das Selbstwertgefühl.

Betriebliche Altersversorgung schafft finanziellen Spielraum und gleichzeitig Sicherheit

Selbst wenn nichts außergewöhnliches passiert, so wie bei meinem “besten Onkel der Welt” und meiner “besten Cousine von allen”: Das Leben bietet genügend Gelegenheiten, die ursprüngliche Idee, sich für die Rente ein gutes Polster aufzubauen, über den Haufen zu werfen.

Altersvermögen wächst nur durch stetiges füttern

Jetzt, wo die Erhöhung des Kurzarbeitergeldes auf 70 bzw. 77% ansteht und ab September (ab dem 7. Monat KUG), wenn es auf 80 bzw. 87% steigt: Jeder der pausieren hat, sollte so schnell es geht mit der betrieblichen Altersvorsorge weitermachen.

Altersvorsorge ist kein Sprint sondern ein Marathon - Gewonnen wird im Ziel

Wer spart, wer investiert, wer anlegt, ist stolz! Wer spart, investiert, anlegt, kann langfristig denken und planen. Wer spart, investiert, anlegt, kann (sich) gut organisieren. Wer genügend Geld hat, lebt sorgenfrei.

Wer keine Sorgen hat, kann das Glück besser spüren. Gewinnen macht glücklich. Gewinner erreichen ihre Ziele!

Cordula Vis-Paulus